Nachfolgend möchten wir Sie über verschiedene Aspekte der klassischen kieferorthopädischen Behandlung informieren und über die Erfolgsmöglichkeiten eines chirurgischen Eingriffs aufklären.
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Bei der alleinigen kieferorthopädischen Therapie handelt es sich um eine reine symptomatische Behandlung, d.h. es wird nur das Symptom des Fehlbisses therapiert. In der Regel sind nicht zu viele Zähne vorhanden, sondern zu wenig Platz für die übliche Zahl von 32 Zähnen, wobei man die Weisheitszähne häufig tatsächlich aus Platzgründen entfernen muss. Zunächst erscheint eine Therapie durch Zahnentfernungen als einfach und minimalinvasiv, allerdings können sich unerwünschte Folgeerscheinungen einstellen.
Das Entfernen von Zähnen im Oberkiefer führt in der Regel zur weiteren Verkleinerung des Zahnbogens, vor allem im Frontzahnbereich. Dadurch wird die Oberlippenstütze reduziert, woraus eine schmale, lange Oberlippe mit wenig Lippenrot resultiert. Zudem entstehen ausgeprägte nasolabiale Falten, die die Nase größer wirken lassen (Großnasenprofil).
Die durch den schmalen Oberkiefer häufig bedingte Mundatmung mit Nasenatmungsbehinderung behandelt man bei der kieferorthopädischen Therapie nicht.
Durch den verkleinerten Zahnbogen ist die Mundhöhle kleiner und die Zunge wird weiter eingeengt. Aus diesem Grund kann die Zungenfunktion nachhaltig das kieferorthopädische Ergebnis beeinflussen, so dass nach Behandlungsabschluss erneut Zahnfehlstellungen mit Bissveränderung auftreten. Entstehen können etwa ein Zwangsbiss mit Kiefergelenkskompression, eine Diskusverlagerung und entsprechende Kiefergelenksbeschwerden.
Durch das Herausbewegen von Zähnen aus dem Knochen kann es zu einem Zahnfleischrückgang kommen. Infolgedessen entstehen freiliegende Zahnhälse mit erhöhter Empfindlichkeit auf Wärme und Kälte sowie süße und saure Geschmackseindrücke. Darüber hinaus wirken die Zähne optisch länger.
Bei einer Verbreiterung des Oberkiefers wird allgemein das Prinzip der Distraktionsosteogenese angewendet, die man auch als Kallusdistraktion und transversale Oberkieferdistraktion bezeichnet. Bekannt geworden ist dieses Verfahren auch als chirurgisch assistierte Gaumennahterweiterung. Die Distraktionsosteogenese sorgt dafür, dass durch mechanische Spreizung neuer, ortsständiger Knochen (sog. Kallus) gebildet wird.
Der Eingriff führen wir bei groisman & laube nach einer standardisierten und bewährten Methode ausschließlich durch den Mund in Narkose durch und ist mit einem kurzen stationären Aufenthalt verbunden.
Den Oberkiefer osteotomieren wir dazu an definierten Stellen unter Schonung der Zahnwurzeln mit dem Ultraschallskalpell (Piezochirurgie) und schwächen ihn so. Anschließend setzen wir einen zahngetragenen Distraktor (z. B. eine Hyraxschraubenapparatur) ein, den vorher der Kieferorthopäde angefertigt hat. Mit diesem Distraktor wird der Kieferknochen gedehnt und gestreckt und das gewünschte Ergebnis erreicht. Am vierten postoperativen Tag drehen wir zum ersten Mal bzw. bewegen den Distraktor in einem festgelegten Abstand in die gewünschte Richtung, wobei wir dem Patienten der Vorgang ausführlich erklären und demonstrieren.
Als Patient erhalten Sie einen Dokumentationsbogen, sodass Sie weitere Drehungen eigenständig von zu Hause durchführen können. Die Nahtentfernung entfällt, da wir selbstauflösendes Nahtmaterial verwenden. Während der Drehphase und einige Wochen danach sollten Sie weiche Kost zu sich nehmen sowie übermäßige sportliche Aktivitäten vermeiden.
Das Ausmaß der Verbreiterung sowie der Drehvorgang überwacht der Kieferorthopäden. Die entstehende Zahnlücke stellt das Ausmaß des Platzgewinns dar. Der Drehvorgang an sich ist schmerzlos und dauert, je nach Platzbedarf, etwa zwei bis drei Wochen. Anschließend verbleibt die Dehnapparatur vier bis sechs Monate an den Zähnen befestigt, damit man ein langzeitstabiles Ergebnis erzielen kann. Falls Zähne fehlen, kommen knochenverankerte Distraktoren zum Einsatz.
Bei der sogenannten medianen Unterkieferdistraktion nutzt man ebenfalls das Prinzip der Distraktionsosteogenese. Es handelt sich dabei um das Pendant zur Oberkieferverbreiterung, wobei wir den Unterkiefer in der Mitte zwischen den mittleren Schneidezähnen – unter Schonung von Zahnwurzeln und Schleimhaut – mit dem Ultraschallskalpell (Piezochirurgie) osteotomieren und dadurch schwächen. Zur Spreizung setzen wir dann sowohl zahngetragene Distraktoren (zum Beispiel eine Variety-Schraubenapparatur) als auch knochenverankerte Distraktoren ein. Der gesamte Behandlungsablauf gleicht dem der Oberkieferverbreiterung.
Diagnostiziert man einen Schmalkiefer im Ober- und Unterkiefer mit entsprechender Zahnfehlstellung, können wir das Verfahren der transversalen Oberkieferdistraktion und der medianen Unterkieferdistraktion gleichzeitig anwenden.
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